Eine freie digitale Gesellschaft. Was macht digitale Einbeziehung gut oder schlecht?
von Richard StallmanTranskript eines Vortrags am Pariser Institut für politische Studien, Sciences Po, 19. Oktober 2011 (Video).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überwachung
- Zensur
- Eingeschränkte Datenformate
- Software, die nicht frei ist
- Die vier Freiheiten von Freie Software
- Das GNU-Projekt und die Freie-Software-Bewegung
- Freie Software und Bildung
- Internetdienste
- Rechner für Wahlen
- Der Krieg gegen das Teilen
- Unterstützen der Künste
- Rechte im virtuellen Raum
Einführung
Projekte mit dem Ziel der digitalen Einbeziehung gehen von einer großen Annahme aus. Sie setzen voraus, dass die Teilnahme an einer digitalen Gesellschaft gut ist, aber das ist nicht unbedingt der Fall. In einer digitalen Gesellschaft zu sein kann – je nachdem ob diese digitale Gesellschaft gerecht oder ungerecht ist – gut oder schlecht sein. Es gibt viele Wege, auf denen unsere Freiheit von digitalen Technologien angegriffen wird. Digitale Technologie kann die Situation verschlechtern – und wird es, wenn wir nicht kämpfen, um es zu verhindern.
Deswegen sollten wir, falls wir eine ungerechte digitale Gesellschaft haben, diese Projekte zur digitalen Vernetzung abbrechen und Projekte zur digitalen Loslösung starten. Wir müssen Menschen entweder von der digitalen Gesellschaft befreien, wenn sie deren Freiheiten nicht respektiert oder wir müssen dafür sorgen, dass diese digitale Gesellschaft ihre Freiheit respektiert.
Überwachung
Was sind die Bedrohungen? Zuerst Überwachung. Rechner sind Stalins Traum: Sie sind ideale Werkzeuge zur Überwachung, weil sie alles aufzeichnen können, was wir mit ihnen tun. Sie können diese Informationen in einer perfekt indizierten, durchsuchbaren Form in einer zentralen Datenbank speichern. – Ideal für jeden Tyrann, der Widerstand vernichten will.
Überwachung wird manchmal mit unseren eigenen Rechnern durchgeführt. Wenn sie zum Beispiel Microsoft Windows auf Ihrem Rechner haben, überwacht sie dieses System. Es gibt Funktionen in Windows, die Daten an irgendeinen Server senden, Daten über die Nutzung des Rechners. Eine Überwachungsfunktion wurde vor einigen Monaten im iPhone entdeckt, und die Leute begannen, es das Spy-Phone zu nennen. Der Flash Player hat ebenso eine Überwachungsfunktion wie auch Amazons Swindle. Sie nennen es das Kindle, aber ich nenne es den Swindle, weil es Nutzer aus ihre Freiheit herausschwindelt. Es identifiziert Nutzer, wann immer sie ein Buch kaufen und das bedeutet, Amazon hat eine gigantische Liste mit allen Büchern, die jeder Nutzer gelesen hat. Solch eine Liste darf nirgendwo existieren.
Die meisten Mobiltelefone senden per Fernbedienung ihren Standort mittels GPS. Die Telefongesellschaft sammelt eine gigantische Liste aller Standorte an, wo die Nutzer gewesen sind. Ein deutscher Abgeordneter von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN [Korrektur: Malte Spitz ist Mitglied im Bundesvorstand von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, kein Abgeordneter], bat einen Telefonanbieter darum, ihm alle Daten über seine Aufenthaltsorte zukommen zu lassen, die sie hatten. Er musste sie verklagen und vor Gericht gehen, um diese Daten zu bekommen. Und als er sie bekam, erhielt er 44.000 Ortungspunkte über einen Zeitraum von sechs Monaten! Das sind mehr als 200 pro Tag! Das bedeutet, dass jemand, der diese Daten analysiert, ein sehr gutes Bild seiner Aktivitäten formen könnte.
Wir können unsere eigenen Rechner davon abhalten uns zu überwachen, wenn wir die Kontrolle über die darauf ausgeführte Software haben. Aber über die Software, die diese Leute ausführen, haben sie keine Kontrolle. Es ist unfreie Software. Deswegen hat sie solch hinterhältige Funktionen wie Überwachung. Wie auch immer: Die Überwachung wird nicht in allen Fällen mit unseren eigenen Rechner realisiert, auch indirekt. In Europa sind Internetdienstanbieter (ISP zum Beispiel verpflichtet, für einen langen Zeitraum Daten über die Internetkommunikation des Nutzers (auf Vorrat) aufzuzeichnen, sollte sich der Staat später entscheiden, aus welchem erdenklichen Grund auch immer, diese Person zu überprüfen.
Selbst wenn man das Mobiltelefon davon abhalten kann GPS-Ortungsdaten zu übermitteln, kann das System die Position ungefähr durch Vergleich der Uhrzeit mit den Signalen der verschiedenen Sendemasten ermitteln. Damit kann das Telefonsystem Überwachung sogar ohne besondere Zusammenarbeit vom Mobiltelefon selbst ausüben.
Das trifft auch auf die Fahrräder zu, die man in Paris mieten kann. Selbstverständlich weiß das System, wo sie ihr Fahrrad abholen und wohin sie es zurückbringen, und ich habe auch Berichte darüber gehört, dass die Fahrräder auch verfolgt werden, während sie sich bewegen. Sie sind also nicht etwas, dem wir wirklich vertrauen können.
Aber es gibt auch Systeme, die nichts mit uns zu tun haben und die nur zu unserer Überwachung existieren. In Großbritannien wird zum Beispiel der gesamte Automobilverkehr überwacht. Die Bewegungen eines jeden Autos werden in Echtzeit aufgezeichnet und können jederzeit vom Staat verfolgt werden. Das wird über Kameras am Straßenrand realisiert.
Nun, der einzige Weg, wie wir Überwachung aus der Ferne oder über unabhängige Systeme verhindern können, ist politischer Aktionismus gegen gesteigerte Befugnisse der Regierung, um jeden zu verfolgen und zu überwachen. Das bedeutet selbstverständlich, dass wir natürlich jede Entschuldigung ablehnen müssen, auf welche auch immer sie kommen. Es gibt keine hinreichenden Entschuldigungen für Systeme, die jeden überwachen.
Wenn wir in einer freien Gesellschaft in die Öffentlichkeit gehen, wird uns keine Anonymität garantiert. Es ist anderen möglich, uns zu erkennen und sich an uns zu erinnern. Und später könnte diese Person aussagen, dass sie Sie an einem bestimmten Ort gesehen hat. Diese Information ist allerdings ungenau. Es ist kaum möglich alle zu verfolgen und zu erforschen, was sie getan haben. Solche Informationen zu sammeln ist eine Menge Arbeit, und deswegen wird es nur in besonderen Fällen gemacht, wenn es notwendig ist.
Aber rechnergestützte Überwachung macht es möglich, Informationen zu indizieren und zu zentralisieren. Damit kann ein ungerechtes Regime alles über jeden finden und erfahren. Wenn ein Diktator die Macht ergreift, was überall passieren kann, realisieren das die Menschen und erkennen, dass sie nicht auf für den Staat nachvollziehbaren Wegen mit anderen Dissidenten kommunizieren sollten. Falls der Diktator allerdings bereits über mehrjährige gespeicherte Aufzeichnungen verfügt, wer mit wem kommuniziert, ist es zu spät, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Weil er bereits alles hat, um zu erkennen: „Ok, dieser Typ ist ein Dissident und sprach mit dem. Möglicherweise ist das auch ein Dissident. Vielleicht sollten wir ihn ergreifen und foltern.“
Also müssen wir jetzt für ein Ende digitaler Überwachung kämpfen. Sie dürfen nicht warten, bis es einen Diktator gibt und wirklich wichtig wäre. Und abgesehen davon ist keine totale Diktatur nötig, um Menschenrechte zu verletzen.
Ich würde die Regierung Großbritanniens nicht wirklich eine Diktatur nennen. Sie ist nicht sehr demokratisch, und ein Weg, um Demokratie zu unterdrücken, ist Überwachung. Vor einigen Jahren glaubten einige Menschen auf dem Weg zu einer Protestveranstaltung zu sein – sie waren im Begriff zu protestieren… Sie wurden verhaftet, bevor sie dort angekommen waren, weil ihr Auto durch die universelle Verkehrsüberwachung lokalisiert wurde.
Zensur
Die zweite Bedrohung ist Zensur. Zensur ist nichts Neues. Sie existierte schon lange vor den Rechnern. Aber vor 15 Jahren dachten wir, dass das Internet uns vor Zensur schützen und besiegen würde. Dann ließen China und andere offensichtliche Tyrannen nichts unversucht, um das Internet zu zensieren. Und wir sagten: „Gut, das ist nicht überraschend, was sonst würden Regierungen wie diese tun?“
Aber heute sehen wir Zensur auch in Ländern, die normalerweise nicht als diktatorisch wahrgenommen werden, wie zum Beispiel Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Dänemark …
Sie alle verfügen über Systeme, um den Zugriff auf bestimmte Webauftritte zu blockieren. Dänemark etablierte ein System, das den Zugriff auf eine lange Liste potenzieller Webauftritte, die geheimgehalten wurden, blockiert. Die Bürger sollten nicht wissen, dass die Regierung sie zensierte. Aber die Liste wurde WikiLeaks zugespielt und veröffentlicht. In diesem Augenblick fügte Dänemark WikiLeaks seiner Zensurliste hinzu. Also kann der ganze Rest der Welt herausfinden, wie die Dänen zensiert werden, doch die Dänen sollen es nicht wissen.
Vor einigen Monaten kündigte die Türkei an, die einige Menschenrechte zu respektieren behauptet, jeder Internetnutzer müsse zwischen Zensur und noch mehr Zensur wählen können. Vier verschiedene Stufen der Zensur standen zur Auswahl! Aber Freiheit ist keine der Optionen.
Australien wollte im Internet Filterfunktionen auferlegen, doch das wurde vereitelt. Dennoch hat Australien eine andere Art der Zensur: Zensur bei Verweisen. Das heißt, dass wenn eine Webseite in Australien einen Verweis zu einer zensierten Seite außerhalb Australiens enthält, kann die innerhalb Australiens bestraft werden. Electronic Frontier Australia ist eine Organisation zum Schutz der Menschenrechte bei digitalen Medien in Australien. Sie veröffentlichte einen Verweis auf einen ausländischen politischen Webauftritt. Es wurde angeordnet, entweder den Verweis zu entfernen oder eine Strafe von täglich 11.000 Dollar zu bezahlen. Er wurde entfernt, was konnten sie sonst anderes tun? Das ist ein sehr strenges System der Zensur.
Eine erst dieses Jahr in Spanien eingeführte Zensur erlaubt Beamten, willkürlich spanische Internetseiten zu sperren oder einen Filter zum Blocken ausländischer Webseiten einzurichten. Und zwar ohne jegliche Verhandlung. Das war eine der Motivationen für Indignados ‚Empörte‚ auf den Straßen zu protestieren.
Nach der Ankündigung der Regierung gab es auch in der Türkei Proteste in den Straßen, aber die Regierung weigerte sich die Verordnung zu ändern.
Wir müssen erkennen, dass ein Land, dass das Internet zensiert, kein freies Land ist. Und auch keine gesetzmäßige Regierung.
Eingeschränkte Datenformate
Die nächste Bedrohung unserer Freiheit kommt von Dateiformaten, die die Nutzer beschränken.
Manchmal liegt das daran, dass das Format geheim ist. Es gibt viele Anwendungsprogramme, die die Daten des Nutzers in einem geheimen Format speichern. Damit sollen Nutzer daran gehindert werden diese Daten mit anderen Programmen verwenden zu können. Das Ziel soll Interoperabilität verhindern.
Nun, offensichtlich, wenn ein Programm ein geheimes Format verwendet, dann deswegen, weil das Programm keine Freie Software ist. Also ist dies eine weitere von Art heimtückischem Merkmal. Überwachung ist eine Art von heimtückischem Merkmal, das Sie in einigen unfreien Programmen finden; geheime Formate zu verwenden, um Nutzer zu beschränken, ist eine andere Art von heimtückischem Merkmal, das Sie auch in einigen unfreien Programmen finden.
Aber, wenn sie ein freies Programm haben, das ein bestimmtes Format verarbeitet, ist allein durch die Tatsache selbst ‚ipso facto‘ ist dieses Format nicht geheim. Diese Art von arglistigem Merkmal kann nur in einem unfreien Programm existieren. Überwachungsfunktionen könnten zwar theoretisch in einem freien Programm vorkommen – aber Sie würden natürlich nirgendwo welche finden. Einfach weil die Nutzer es in Ordnung bringen würden. Die Nutzer würden das nicht mögen und deswegen beseitigen.
Auf jeden Fall finden wir auch geheime Datenformate im Einsatz für die Veröffentlichung von Werken. Sie finden geheime Datenformate für Audio wie Musik, für Video, für Bücher … Und diese geheimen Formate sind als Digitale Rechte-Minderung, DRM oder digitale Handschellen bekannt.
Also werden diese Werke in geheimen Formaten veröffentlicht, damit nur proprietäre Programme sie wiedergeben können, nur proprietäre Programme das hinterhältige Merkmal enthalten können, Nutzer zu beschränken, sie davon abzuhalten etwas zu tun, was völlig natürlich wäre.
Und dies wird sogar bei öffentlichen Einrichtungen verwendet, um mit Menschen zu kommunizieren. Das öffentliche Fernsehen in Italien beispielsweise macht seine Programme in einem Format namens VC-1 im Netz verfügbar, was wohl ein Standard ist, doch es ist ein geheimer Standard. Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine öffentlich getragene Einrichtung mittels eines geheimen Formates rechtfertigen könnte, um mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Das sollte illegal sein. Tatsächlich denke ich, dass jede Nutzung von digitalen Beschränkungen illegal sein sollte. Keiner Firma sollte dies erlaubt sein.
Es gibt auch Formate, die nicht geheim sind, aber es nahezu genauso sein könnten. Zum Beispiel Flash. Flash ist nicht wirklich geheim, aber Adobe erstellt immer wieder neue unterschiedliche Versionen, schneller als irgendjemand bei der Entwicklung mithalten und Freie Software zum Abspielen dieser Dateien entwickeln könnte; praktisch fast den gleichen Effekt wie geheim zu sein.
Dann gibt es noch die patentierten Formate wie etwa MP3(1) für Audio. Es ist schlecht, Audio im MP3-Format zu verbreiten. Es gibt freie Software, um mit dem MP3-Format umzugehen, es abzuspielen und zu generieren, doch da es in vielen Ländern patentiert ist, trauen sich viele Herausgeber freier Software nicht, diese Programme miteinzubeziehen; wenn sie also das GNU/Linux-System herausgeben, enthält ihr System kein Abspielprogramm für MP3. Der Effekt ist, wenn irgendjemand Musik in MP3 verteilt, den Druck auf Leute erhöhen nicht GNU/Linux zu verwenden. Natürlich können Experten Freie Software finden und installieren, aber es gibt viele, die keine Experten sind und diese werden denken, dass es die Schuld von GNU/Linux ist, dass sie MP3-Dateien auf ihrem neu installierten GNU/Linux-System nicht abspielen können. Sie merken nicht, dass das an MP3 liegt. Aber das sind die Fakten.
Daher verbreiten Sie keine MP3-Dateien, wenn Sie Freiheit unterstützen wollen! Aus diesem Grund bitte ich Sie, wenn Sie diesen Vortrag aufzeichnen und verbreiten möchten, kein patentiertes Format wie MPEG-2, MPEG-4 oder MP3 zu nutzen. Verwenden Sie ein Freie-Software-freundliches Format wie zum Beispiel Ogg oder WebM. Und wenn ich schon dabei bin: Falls Sie Kopien davon verbreiten wollen, stellen Sie diese unter die Creative Commons Namensnennung-Keine Bearbeitung-Lizenz! Das ist meine persönliche Meinung. Wenn es ein Vortrag für einen Kurs wäre, wenn er didaktisch wäre, dann sollte er frei sein, aber persönliche Meinungsäußerungen sind unterschiedlich.
Software, die nicht frei ist
Das führt mich zur nächsten Bedrohung, die von Software ausgeht, über die Nutzer keine Kontrolle haben. Mit anderen Worten: Software, die nicht frei ist, ist nicht libre. In diesem speziellen Punkt ist das Französische klarer als das Englische. Das englische Wort free bedeutet sowohl libre [‚frei‘] und gratuit [‚gratis‘], aber was ich meine, wenn ich Free Software sage, ist logiciel libre [‚Freie Software‘]. Ich meine nicht gratis. Ich spreche nicht über den Preis. Der Preis ist eine Nebensache, nur ein Detail, weil es ethisch egal ist. Ob ich eine Kopie eines Programms besitze und für 1 oder 100 Euro verkaufe, wen kümmerts? Stimmt’s? Warum sollte das irgendjemand für gut oder schlecht halten? Oder nehmen wir an, ich würde sie gratuitement [‚kostenlos‘] weitergeben … Wen juckts? Aber ob dieses Programm Ihre Freiheit respektiert, das ist wichtig!
Freie Software ist also Software, die die Freiheit der Nutzer respektiert. Was bedeutet das? Es gibt nur zwei Möglichkeiten bei Software: Entweder kontrollieren Nutzer das Programm oder das Programm kontrolliert die Nutzer. Haben Nutzer bestimmte essentielle Freiheiten, kontrollieren Sie das Programm, und das ist das Kriterium für Freie Software. Aber wenn Nutzer nicht vollständig die essentiellen Freiheiten haben, dann kontrolliert das Programm die Nutzer. Aber irgendjemand kontrolliert das Programm und hat dadurch die Macht über die Nutzer.
Ein unfreies Programm ist also ein Instrument, um jemanden Macht über eine Menge anderer Leute zu geben. Das ist unrecht und niemand sollte jemals solch eine Macht haben. Deshalb ist unfreie Software(proprietäre Software, die der Freiheit beraubt), weswegen proprietäre Software eine Ungerechtigkeit ist und nicht existieren sollte; weil sie Nutzern ihre Freiheit entzieht.
Jetzt fühlt sich der Entwickler, der die Kontrolle über das Programm hat, oft dazu verleitet, arglistige Funktionen einzubauen, um jene Nutzer weiter auszubeuten oder zu missbrauchen. Er spürt eine Versuchung, weil er weiß, dass er nicht erwischt wird: Weil sein Programm die Nutzer kontrolliert und diese keine Kontrolle über das Programm haben. Wenn er eine arglistige Funktion einbaut, können die Nutzer nichts dagegen tun, sie können die arglistige Funktion nicht entfernen.
Ich habe Ihnen bereits etwas zu zwei Arten von heimtückischen Funktionen erzählt: Überwachungsfunktionen, wie sie in Windows, im iPhone, im Flash Player und im „Swindle“ gefunden wurden. Und auch Funktionen, um Nutzer zu beschränken, die mit geheimen Datenformaten arbeiten, und jene werden in Windows, Macintosh, iPhone, Flash Player, Amazons „Swindle“, Playstation 3 und vielen, vielen anderen Programmen gefunden.
Die andere Art von heimtückischer Funktion ist die Hintertür. Das bedeutet, dass irgendetwas in dem Programm auf ferne Befehle wartet und sie ausführt, und diese Befehle können Nutzer missbrauchen. Wir wissen von Hintertüren in Windows, im iPhone und in Amazons „Swindle“. Der Amazon „Swindle“ hat eine Hintertür, mit der Bücher aus der Ferne gelöscht werden können. Wir wissen das aus Erfahrung, weil Amazon das gemacht hat: 2009 löschte Amazon ferngesteuert tausende Kopien eines bestimmten Buches. Das waren autorisierte Kopien, die die Nutzer direkt von Amazon bezogen hatten. Daher wusste Amazon genau, wo sie waren und wohin die Befehle zum Löschen der Bücher geschickt werden mussten. Wissen Sie welches Buch Amazon löschte? 1984 von George Orwell. [Gelächter im Publikum.] Das ist ein Buch, das jeder lesen sollte, weil es einen totalitären Staat beschreibt, der Dinge wie das Löschen von Büchern machte, die er nicht leiden konnte. Jeder sollte es lesen, aber nicht auf Amazons „Swindle“. [Gelächter im Publikum.]
Wie auch immer, hinterhältige Funktionen sind in den verbreitetsten unfreien Programmen vorhanden, aber selten in freier Software, weil Nutzer bei Freie Software die Kontrolle haben: Sie können den Quellcode lesen und ändern. Selbst wenn also einmal eine arglistige Funktion in einem freien Programm wäre, würde jemand sie früher oder später finden und beheben. Das bedeutet, dass jemand, der daran denkt eine hinterhältige Funktion zu integrieren, es nicht so verlockend findet, denn er weiß, er könnte zwar eine Zeit lang damit durchkommen, aber irgend jemand wird es erkennen, beheben und jeder würde das Vertrauen in den Übeltäter verlieren. Es ist nicht so verlockend, wenn man weiß, dass man nicht damit durchkommen wird. Das ist der Grund, warum wir denken, dass hinterhältige Funktionen seltener in freier Software und häufiger in proprietärer Software vorkommen.
Die vier Freiheiten von Freie Software
Es gibt vier essentielle Freiheiten:
- Freiheit 0 ist die Freiheit, das Programm beliebig ausführen zu dürfen.
- Freiheit 1 ist die Freiheit, den Quellcode zu untersuchen und zu ändern, damit das Programm arbeitet, wie sie möchten.
- Freiheit 2 ist die Freiheit, anderen zu helfen. Das ist die Freiheit, exakte Kopien zu machen und weiterzuverteilen, wenn Sie möchten.
- Freiheit 3 ist die Freiheit, einen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten. Das ist die Freiheit, Kopien Ihrer modifizierten Version zu machen, wenn Sie welche gemacht haben, und diese dann nach Belieben an andere verteilen zu dürfen.
Diese Freiheiten müssen, um angemessen zu sein, auf alle Aktivitäten unseres Lebens zutreffen. Wenn es zum Beispiel heißt „Es ist frei für die akademische Nutzung“, ist das nicht frei, weil das zu beschränkt ist. Es trifft nicht auf alle Lebensbereiche zu. Insbesondere, wenn ein Programm frei ist, heißt, dass es modifiziert und kommerziell vertrieben werden darf, weil Handel ein Lebensbereich ist, eine Aktivität im Leben. Und diese Freiheit muss für alle Aktivitäten gelten.
Natürlich ist es nicht verpflichtend, irgendeine dieser Aktivitäten zu setzen. Der Punkt ist, dass Sie frei sind diese Tätigkeiten auszuüben, falls sie das möchten. Aber Sie sind niemals verpflichtet sie zu tun. Sie müssen nichts davon tun. Sie müssen das Programm nicht ausführen. Sie müssen den Quellcode nicht untersuchen oder ändern. Sie müssen keine Kopien machen. Sie müssen Ihre veränderten Versionen nicht verteilen. Der Punkt ist, dass Sie frei sein sollten diese Dinge zu tun, wenn Sie das wollen.
Nun, Freiheit Nummer 1, die Freiheit den Quellcode zu untersuchen und zu ändern, um das Programm Ihren Wünschen anzupassen, schließt etwas ein, das vielleicht auf den ersten Blick nicht offensichtlich sein könnte. Falls das Programm Teil eines Produkts ist und ein Entwickler eine Verbesserung des Programms zur Verfügung stellen kann, die mit dem Produkt läuft, dann müssen Sie dazu in der Lage sein, Ihre Version mit diesem Produkt zu verwenden. Falls das Produkt nur mit der Version des Entwicklers funktioniert und sich weigert mit Ihrer adaptierten Version zu funktionieren, dann ist das ausführbare Programm in diesem Produkt keine Freie Software. Selbst wenn dieses Programm aus freiem Quellcode kompiliert wurde, ist es nicht frei, weil Sie nicht die Freiheit haben, das Programm für die Aufgaben auszuführen, wie Sie möchten. Freiheit 1 muss also real und nicht bloß theoretisch vorhanden sein. Er muss die Freiheit beinhalten Ihre eigene Programmversion zu verwenden, nicht bloß die Freiheit Quellcode zu erstellen, der nicht funktionieren würde.
Das GNU-Projekt und die Freie-Software-Bewegung
Ich rief die Freie-Software-Bewegung 1983 ins Leben, als ich den Plan verkündete, ein freies Betriebssystem mit dem Namen GNU zu entwickeln. GNU, der Name GNU, ist nunmehr ein Scherz; denn Teil des Hackergeistes ist es auch an sehr ernsten Tätigkeiten Spaß zu haben. Nun kann ich mir nichts ernsthaft Wichtigeres vorstellen, als Freiheit zu verteidigen.
Aber das bedeutete nicht, dass ich meinem System keinen Namen geben konnte, der ein Scherz ist. Deshalb ist der Name GNU ein Scherz, weil es ein rekursives Akronym von ‚GNU is Not Unix‘ ist, also G-N-U: GNU's not Unix. Damit steht das G in GNU für GNU.
Dies war tatsächlich die Tradition zu der Zeit. Die Tradition war: wenn ein Programm existierte und Sie schrieben etwas, was diesem ähnlich war, inspiriert davon, konnten Sie Ihre Anerkennung dadurch ausdrücken, dass Sie Ihrem Programm einen Namen geben, der ein rekursives Akronym ist, das besagt, es ist nicht das andere. Ich würdigte Unix wegen der technischen Ideen von Unix, aber mit dem Namen GNU, denn ich entschied, GNU zu einem unixartigen System zu machen; mit denselben Befehlen, denselben Systemaufrufen, damit es kompatibel wäre, damit Menschen, die Unix nutzten, leicht wechseln können.
Allerdings war der Grund GNU zu entwickeln einzigartig. GNU ist das einzige Betriebssystem, soweit ich weiß, das jemals mit dem Ziel der Freiheit entwickelt wurde. Nicht technisch oder kommerziell motiviert. GNU wurde für Ihre Freiheit geschrieben. Denn ohne einem freien Betriebssystem ist es unmöglich, Freiheit zu haben und einen Rechner zu benutzen. Und es gab keine, und ich wollte das die Menschen die Freiheit haben; also war es an mir, eins zu schreiben.
Heutzutage gibt es Millionen von Nutzern des GNU Betriebssystems und die meisten von ihnen wissen nicht, dass sie das GNU Betriebssystem nutzen, weil es eine weit verbreitete, nicht nette Praxis gibt. Die Leute nennen das System „Linux“. Viele machen das, aber einige Menschen nicht; und ich hoffe Sie werden es ebenso nicht machen. Bitte, da wir damit begannen, da wir den größten Teil des Quellcodes schrieben, bitte geben Sie uns die gleiche Erwähnung, bitte nennen Sie das System GNU+Linux oder GNU/Linux. Das ist keine große Bitte!
Aber es gibt noch einen anderen Grund, das zu machen. Es stellte sich heraus, dass die Person, die Linux - ein Bestandteil des Systems - schrieb, wie wir es heute benutzen, nicht mit der Freie-Software-Bewegung einverstanden ist. Und wenn Sie das gesamte System Linux nennen, führen Sie Menschen tatsächlich in Richtung seiner Ideen und weg von unseren. Denn er hat nicht vor, ihnen zu sagen, dass sie Freiheit verdienen. Er wird ihnen sagen, dass er bequeme, zuverlässige, leistungsfähige Software mag. Er hat vor, den Leuten zu sagen, dass dies die wichtigen Werte sind.
Aber wenn Sie ihnen sagen, das System ist GNU+Linux – das GNU Betriebssystem sowie dem Betriebssystemkern Linux – dann werden sie von uns wissen und könnten dann dem zuhören, was wir sagen. Sie verdienen Freiheit; und weil Freiheit verloren geht, wenn wir sie nicht verteidigen – es wird immer einen Sarkozy geben, um sie wegzunehmen – müssen wir den Menschen beibringen Freiheit einzufordern, bereit zu sein das nächste Mal für ihre Freiheit aufzustehen, wenn jemand droht, sie wegzunehmen.
Heutzutage können Sie erkennen wer nicht über die Ideen der Freiheit diskutieren will, denn solche Leute sagen nicht Freie Software. Sie sagen nicht Freiheit, sie sagen „Open Source“. Dieser Begriff wurde vom Menschen wie Herrn Torvalds geprägt, die es bevorzugen würden diese ethischen Fragen nicht zu behandeln. Daher können Sie uns helfen indem Sie Frei sagen. Sie wissen, dass Sie sich Ihren Standpunkt aussuchen können – es steht Ihnen frei zu sagen, was sie denken. Wenn sie mit ihnen übereinstimmen, können Sie „Open Source“ sagen. Wenn Sie mit uns übereinstimmen, zeigen Sie es; sagen sie: frei!
Freie Software in der Bildung
Der wichtigste Punkt bei Freier Software ist, dass Bildungseinrichtungen ausschließlich Freie Software lehren müssen. Es ist die moralische Verpflichtung von allen Schulstufen, vom Kindergarten bis zu den Universitäten, ausschließlich Freie Software in ihrem Unterricht zu lehren. Das trifft auch auf alle anderen Bildungseinrichtungen inklusive jener zu, die sich um die Verbreitung digitaler Grundkenntnisse bemühen. Viele davon unterrichten Windows – das bedeutet, dass sie Abhängigkeit lehren. Den Menschen die Verwendung proprietärer Software beizubringen bedeutet Abhängigkeit zu lehren. Bildungseinrichtungen dürfen das niemals tun, denn das ist das Gegenteil ihres Bildungsauftrags. Bildungseinrichtungen haben den sozialen Auftrag gute Bürger einer starken, fähigen, kooperativen, unabhängigen und freien Gesellschaft weiterzubilden. Im Bereich von Computern meint das Freie Software zu lehren. Niemals ein proprietäres Programm zu lehren weil das lähmende Abhängigkeit bringt.
Warum denken Sie dass manche proprietären Entwickler Schulen kostenlose Kopien anbieten? Sie möchten, dass die Schulen die Kinder abhängig machen. Und dann, wenn sie den Abschluss machen, werden sie immer noch abhängig bleiben und Sie wissen, dass die Unternehmen ihnen keine kostenlosen Kopien anbieten werden. Einige von den Absolventen werden Arbeitsplätze bekommen und für Firmen Arbeiten. Nicht mehr viele davon, aber einige. Auch diesen Firmen werden keine kostenlosen Kopien angeboten. Natürlich nicht! Die Idee ist folgende: Wenn Schulen die Schüler auf den Weg der andauernden Abhängigkeit bringen, wird mit ihnen auch den Rest der Gesellschaft abhängig. Das ist der Plan. Es ist wie gratis Nadeln für süchtig machende Drogen an Schulen zu verteilen und dazu zu sagen: „Injizieren sie das ihren Schülern, die erste Dosis ist gratis!“ Wenn Sie dann abhängig sind, müssen Sie bezahlen. Nun, die Schulen würden diese Drogen ablehnen weil es nicht Recht ist den Schülern den Missbrauch von abhängig machenden Drogen beizubringen. Auch proprietäre Software sollte abgelehnt werden.
Einige schlagen vor: „Lassen wir die Schulen proprietäre und Freie Software lehren, damit Schüler vertraut mit beidem werden.“ Das ist wie zu sagen: „Für das Mittagessen lasst uns den Kindern Spinat und Tabak geben, damit sie vertraut mit beidem werden können.“ Nein! Die Schulen sollen nur gute Gewohnheiten lehren, nicht schlechte! Deshalb sollte es an Schulen weder Windows noch Apple Macintosh geben, nichts Proprietäres in der Bildung.
Auch um der Ausbildung der Programmierer willen. Wissen Sie, manche Menschen haben ein Talent für Programmierung. Typischer Weise im Alter zwischen zehn und dreizehn Jahren sind sie fasziniert und wenn sie ein Programm verwenden, wollen sie verstehen: „Wie macht es das?“ Wenn sie den Lehrer fragen, falls es proprietär ist, muss dieser antworten: „Es tut mir leid, das ist ein Geheimnis. Wir können es nicht herausfinden.“ Das bedeutet, dass Weiterbildung verboten ist. Ein proprietäres Programm ist ein Feind der Grundidee von Bildung. Sein Wissen wird zurückgehalten, daher sollte es an Schulen nicht toleriert werden – selbst wenn dort auch viele Menschen sein werden, die Programmierung nicht interessiert und die nichts darüber lernen wollen. Einfach weil es den Grundsätzen der Bildung widerspricht, sollte es an Schulen nicht vorhanden sein.
Wenn das Programm frei ist kann der Lehrer erklären, was er weiß, anschließend Kopien des Quellcodes hergeben und sagen: „Lies es, und Du wirst alles verstehen!“ Jene, die wirklich fasziniert sind, werden es lesen. Das gibt ihnen eine Gelegenheit zu verstehen zu beginnen wie sie gute Programmierer werden.
Um zu lernen ein guter Programmierer zu sein müssen Sie anerkennen, dass manche Arten Code zu schreiben nicht gut sind obwohl sie Ihnen sinnvoll erscheinen und korrekt sind, weil andere Leute Schwierigkeiten haben werden sie zu verstehen. Guter Code ist klarer Code, mit dem andere es leicht haben zu arbeiten um weitere Änderungen vorzunehmen.
Wie können Sie lernen guten, klaren Code zu schreiben? Sie lernen das in dem Sie viel Code lesen und schreiben. Nur Freie Software bietet die Möglichkeit den Code von großen Programmen zu lesen, die wir wirklich nutzen. Weiters müssen Sie viel Code schreiben. Das bedeutet Sie müssen Änderungen in großen Programmen schreiben.
Wie lernen Sie guten Code in großen Programmen zu schreiben? Sie müssen klein beginnen, was nicht meint, dass sie mit kleinen Programmen beginnen müssen. Oh nein! Die Herausforderungen für den Code von großen Programmen entstehen bei kleineren Programmen gar nicht erst. Daher ist der Weg um klein zu starten beim Schreiben von Code für große Programme der kleine Änderungen in großen Programmen zu schreiben. Nur Freie Software gibt Ihnen die Chance das zu tun!
Wenn also eine Schule die Möglichkeit bieten will zu lernen ein guter Programmierer zu werden, muss es eine Freie Software Schule sein.
Aber es gibt noch einen tiefer liegenden Grund: Für die moralische Bildung und Staatsbürgerkunde. Es ist nicht genug für Schulen Fakten und Fähigkeiten zu lehren. Sie müssen auch den Geist des guten Willens und die Gewohnheit anderen zu helfen lehren.Deswegen sollte jede Klasse folgende Regel haben: „Falls Schüler Software mit in die Klasse bringen dürfen sie diese nicht für sich allein behalten, sondern müssen Kopien davon mit dem Rest der Klasse teilen. Das beinhält auch den Quellcode falls jemand davon lernen möchte! Denn dies ist ein Klasse, in der wir unser Wissen teilen. Deswegen ist es nicht erlaubt ein proprietäres Programm mit in die Klasse zu bringen.“ Die Schule muss ihrer eigenen Regel folgen um ein gutes Beispiel zu sein. Deswegen muss die Schule ausschließlich Freie Software in die Klasse mitbringen und Kopien – inklusive Quellcode – mit all jenen teilen, die sie haben wollen.
An diejenigen unter Ihnen, die mit einer Schule in Verbindung stehen: es ist Ihre Pflicht, diese Schule organisiert unter Druck zu setzen, zu freier Software überzutreten. Und Sie müssen standhaft sein. Es könnte Jahre dauern, doch Sie können Erfolg haben, solange Sie niemals aufgeben. Suchen Sie weitere Verbündete unter Studenten, der Fakultät, den Angestellten, den Eltern, jedem! Thematisieren Sie es immer als eine ethische Angelegenheit! Falls jemand die Diskussion auf ein anderes Seitenthema wie praktische Vorteile oder Nachteile lenken will indem er die wichtigste Frage übergeht, sollten Sie betonen: „Es geht nicht darum wie der Bildungsauftrag am besten durchgeführt werden könnte, sondern darum eine nützliche statt einer schädlichen Bildung zu bieten. Es geht darum richtig statt falsch zu bilden, nicht bloß wie Bildung mehr oder weniger effektiv durchgeführt werden kann.“ Lassen Sie sich nicht durch nebensächliche Themen vom wirklich Wichtigen ablenken!
Internetdienste
Wir wenden uns der nächsten Bedrohung zu. Zwei Probleme ergeben sich aus Internetdiensten. Eines davon ist, dass der Server Ihre Daten missbrauchen könnte und das Andere besteht darin, dass der Server Ihre Datenverarbeitung kontrollieren könnte.
Vom ersten Problem wissen die Leute bereits. Sie sind sich dessen bewusst, dass es eine offene Frage ist, was ein Internetdienst mit ihren hoch geladenen Daten tut. Er könnte misshandelnde Dinge tun. Was könnte er machen? Er könnte Daten verlieren, Daten verändern und sich weigern die Daten wieder herauszugeben. Er könnte die Daten auch jemandem anderen zeigen, dem Sie Ihre Daten nicht zeigen möchten. Vier verschiedene mögliche Dinge.
Jetzt spreche ich über die Daten, die Sie der Seite wissentlich gegeben haben. Natürlich überwachen uns viele dieser Seiten auch.
Bedenken Sie zum Beispiel Facebook: Nutzer senden Facebook viele Daten und eines der schlechten Dinge an Facebook ist, dass es viele dieser Daten vielen anderen Leuten zeigt – und selbst wenn es Einstellungen bietet um das abzulehnen, funktioniert das womöglich nicht richtig. Wenn Sie „einigen anderen“ erlauben diese Informationen zu sehen, könnte sie letztlich einer von ihnen veröffentlichen. Das ist nicht Facebooks Fehler. Es gibt nichts, was sie dagegen tun könnten, aber sie könnten die Leute warnen. Anstatt zu schreiben: „markieren Sie das als nur für Ihre sogenannten Freunde sichtbar", könnten sie schreiben: „bedenken Sie, dass Ihre sogenannten Freunde nicht wirklich Ihre Freunde sind, und dass sie dies veröffentlichen könnten, wenn sie Ihnen Ärger machen wollen.“ Das sollten Sie jedes mal schreiben, wenn sie auf eine ethische Weise mit Menschen umgehen wollen würden.
Ebenso wie Facebook alle Daten sammelt, die die Nutzer freiwillig Facebook überlassen, sammelt es über verschiedenste Überwachungstechniken Informationen über die Aktivitäten der Nutzer im Netz. Doch das ist die erste Bedrohung. Aber im Moment spreche ich allein von jenen Daten, von denen die Leute wissen, dass sie sie solchen Seiten übergeben.
Daten zu verlieren ist etwas, das unabsichtlich immer passieren kann. Diese Möglichkeit besteht immer, ganz egal wie vorsichtig man ist. Deswegen sollten Sie mehrfache Kopien von wichtigen Daten machen. Wenn Sie das machen, wäre es für Sie nicht so tragisch, selbst wenn sich jemand dazu entschließen sollte Ihre Daten absichtlich zu löschen, denn dann haben Sie immer noch andere Kopien davon.
So lange Sie also mehrfache Kopien von Ihren Daten machen, müssen Sie sich nicht allzu sehr Sorgen darüber machen, dass irgendjemand Ihre Daten verlieren könnte. Wie steht es mit der Frage ob Sie Ihre Daten zurückbekommen können? Nun, manche Dienste ermöglichen es Ihnen alle Daten zurückzuholen, die Sie gesendet haben, und andere tun das nicht. Die Google Dienste erlauben es Nutzern die Daten zurückzuholen, die sie eingegeben haben. Facebook ist dafür berühmt das nicht zu tun.
Im Fall von Google zählt das natürlich nur für die Daten, von denen der Nutzer weiß, dass Google sie hat. Auch Google überwacht sehr viel, und diese Daten sind nicht miteinbezogen. Aber egal: Wenn Sie die Daten zurückbekommen, können Sie überprüfen ob sie verändert wurden. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass jemand damit beginnt Daten von anderen zu verändern, wenn diese Leute das bemerken können. Daher können wir möglicher Weise diese Art von Missbrauch überprüfen.
Der Missbrauch die Daten anderen zu zeigen, denen Sie sie nicht zeigen möchten, ist sehr üblich und nahezu unmöglich zu verhindern – speziell wenn es sich um ein US-Amerikanisches Unternehmen handelt. Das am aller heuchlerischsten benannte Gesetz der US-Geschichte ist der Sogenannte: „USA Patriotic Act“. Es besagt, dass die Polizei des Großen Bruders alle Daten über Individuen von allen Unternehmen sammeln darf. Nicht nur von Unternehmen, sondern auch von anderen Organisationen wie öffentliche Büchereien. Die Polizei kann auf diese Daten großteils zugreifen ohne erst richterlich dazu befugt werden zu müssen. In einem Land, das mit der Idee der Freiheit gegründet wurde, gibt es nichts Unpatriotischeres als das. Aber das ist es, was sie gemacht haben. Also dürfen Sie Ihre Daten niemals irgendeinem US-amerikanischen Unternehmen anvertrauen. Sie unterwerfen sogar ausländische Ableger von US-Unternehmen dieser Regel. Wenn also die europäische Firma, mit der sie es gerade zu tun haben, einem US-Unternehmen gehört, haben Sie das selbe Problem.
Wie auch immer, das ist natürlich nur eine Sorge, wenn die Daten, die Sie senden, nicht zur Veröffentlichung bestimmt sind. Es gibt einige Dienste zum Veröffentlichen von Informationen. Natürlich wissen Sie, dass es alle sehen können werden, wenn Sie etwas veröffentlichen. Dort gibt es also keine Möglichkeit Ihnen zu schaden indem diese Daten anderen gezeigt werden, die diese Daten nicht sehen sollten. Es gibt niemanden, der es nicht sehen sollte, wenn Sie etwas veröffentlichen. Also existiert in diesem Fall dieses Problem nicht.
Es gibt also vier Sub-Probleme bei der Bedrohung durch Datenmissbrauch. Die Idee des Freedom Box Projekts ist es Ihren eigenen Server Zuhause zu haben und den zu verwenden, wenn Sie irgendetwas aus der Entfernung machen möchten. In dem Fall braucht die Polizei ein Gerichtsurteil um Ihren Server zu durchsuchen. Damit haben Sie die selben Rechte wie traditionell in der physischen Welt.
Der Punkt ist hier ebenso, wie bei so vielen anderen Problemen: Wenn wir damit beginnen Dinge digital anstatt physisch zu tun, sollten wir keine unserer Rechte verlieren. Die generelle Tendenz ist, dass wir dabei Rechte verlieren.
Grundlegend sagt Stallmans Gesetz, dass in einer Epoche, in der Regierungen für Megakonzerne arbeiten anstatt den Bürgern Rechenschaft abzulegen, kann jede technologische Veränderung genutzt werden um unsere Freiheiten einzuschränken. Denn unsere Freiheiten zu reduzieren ist das, was diese Regierungen tun wollen. Daher ist die Frage: Wann bekommen sie eine Gelegenheit das zu tun? Nun, jede Veränderung aus irgendwelchen Gründen ist eine mögliche Gelegenheit – und sie werden sie nutzen, wenn das ihr allgemeiner Wunsch ist.
Aber das andere Problem mit Internetdiensten ist, dass sie Ihre Datenverarbeitung kontrollieren können – und das ist nicht so allgemein bekannt. Aber es wird immer üblicher. Es gibt Dienste, die anbieten von Ihnen gelieferte Daten zu verarbeiten. Dinge, die Sie auf Ihrem eigenen Computer tun sollten, aber sie laden Sie ein diese Datenverarbeitung auf fremden Computern abwickeln zu lassen. Damit verlieren Sie die Kontrolle darüber. Es ist ebenso wie nicht freie Programme zu verwenden.
Zwei verschiedene Szenarien, aber sie führen zum selben Problem: Wenn Ihre Daten mit einem nicht freien Programm verarbeitet werden, dann können die Nutzer das Programm nicht kontrollieren, sondern das Programm kontrolliert die Nutzer. Das würde Sie inkludieren. Somit haben sie Kontrolle über die Datenverarbeitung verloren. Wenn Sie Ihre Datenverarbeitung auf einem Server erledigen lassen, laufen dort die Programme, die der Betreiber ausgesucht hat. Sie können sie weder berühren, noch sehen. Sie haben keinerlei Kontrolle darüber. Der Betreiber kontrolliert sie (vielleicht).
Falls am Server Freie Software läuft und der Betreiber sie installiert, hat er Kontrolle darüber. Aber möglicher Weise hat er gar keine Kontrolle darüber. Er könnte ein proprietäres Programm auf dem Server betreiben. In diesem Fall würde jemand anders Kontrolle über die Datenverarbeitung haben. Weder er noch Sie haben Kontrolle darüber.
Aber lassen Sie uns annehmen, dass er ein freies Programm installiert. Dann hat zwar er Kontrolle über die Abläufe auf diesem Server, aber nicht Sie. Egal wie es ist: Sie haben keine Kontrolle! Daher ist die einzige Weise Kontrolle über die Datenverarbeitung zu behalten jene die eigene Kopie eines Freien Programms am eigenen Rechner zu betreiben.
Diese Praxis wird Software als Dienst (‚Software as a Service‘) genannt. Es bedeutet Ihre Datenverarbeitung mit Ihren Daten auf einem fremden Rechner zu erledigen. Ich kenne keine Möglichkeit das akzeptabel zu machen. Es ist immer etwas, das Ihnen Ihre Freiheit nimmt. Die einzige Lösung, die ich kenne, ist es das abzulehnen. Es gibt zum Beispiel Server, die Übersetzungen oder Stimmerkennung erledigen können. Dabei überlassen Sie aber diesen Servern die Datenverarbeitung. Das sollten wir niemals tun.
Natürlich geben wir ihnen auch Daten über uns selbst, die sie nicht haben sollten. Stellen Sie sich vor, dass Sie eine Unterhaltung mit jemanden über ein Stimmerkennungs- und Übersetzungssystem hatten, das über Software als Service auf einem Server lief, der einem Unternehmen gehört. Dieses Unternehmen erfährt ebenfalls, was in dieser Unterhaltung gesprochen wurde und falls es ein US-amerikanisches Unternehmen ist, bedeutet das, dass auch der Große Bruder dies erfährt. Das ist nichts Gutes.
Rechner für Wahlen
Die nächste Bedrohung für unsere Freiheit in einer digitalen Gesellschaft ist es, Rechner für Wahlen zu verwenden. Sie können Rechnern keine Wahlen anvertrauen. Wer auch immer die Software in diesen Rechnern kontrolliert, hat die Macht, unerkannt Betrug zu begehen.
Wahlen sind speziell, weio niemand darin involviert ist, dem wir voll vertrauen sollten. Jeder muss überprüft werden, doppelt überprüft durch andere, so dass niemand in der Lage ist, selber die Ergebnisse zu fälschen. Denn wenn jemand in der Lage ist, dies zu tun, könnte er/sie es tun. Deshalb wurden unsere traditionellen Wahlsysteme so gestaltet, dass niemandem völlig vertraut wurde und jeder durch andere geprüft wurde. Dadurch konnte niemand einfach Betrug begehen. Doch sobald man ein Programm einführt, ist dies unmöglich.
Wie können Sie wissen, ob eine Wahlmaschine die Stimmen ehrlich zählt? Sie müssten dafür das Programm untersuchen, das darin während der Wahlen läuft, was natürlich niemand tun kann und wovon die meisten Leute nicht einmal wüssten, wie das geht. Doch selbst die Experten, die theoretisch in der Lage wären, das Programm zu untersuchen, könnten dies nicht tun, während die Leute wählen. Sie müssten dies im Voraus tun, und wie können sie dann wissen, dass das Programm, das sie untersucht haben, das Programm ist, das während der Wahlen läuft? Es wurde vielleicht verändert.
Wenn nun dieses Programm proprietär ist, bedeutet das, dass ein Unternehmen es kontrolliert. Die Wahlbehörden können nicht einmal sagen, was dieses Programm tut. Dieses Unternehmen könnte die Wahl manipulieren. Und es gibt Anschuldigungen, dass dies innerhalb der letzten zehn Jahre in den Vereinigten Staaten gemacht wurde – dass Wahlergebnisse auf diese Art gefälscht wurden.
Aber was ist, wenn Freie Software eingesetzt wird? Das bedeutet, dass die Wahlbehörde, die die Wahlmaschine besitzt, Kontrolle über die Software auf ihr hat und sie damit manipulieren könnte. Auch Wahlbehörden kann nicht getraut werden. Bei Wahlen sollten Sie niemandem trauen, weil die Wähler selbst nicht überprüfen können ob ihre Stimmen korrekt gezählt wurden oder ob ungültige Stimmen nicht gezählt wurden.
Bei anderen Aktivitäten unseres Alltags können wir üblicher Weise erkennen ob uns jemand betrügen möchte. Bedenken Sie als Beispiel einen Einkauf in einem Geschäft. Sie bestellen etwas. Möglicherweise nennen Sie Ihre Kreditkartennummer. Wenn dieses Produkt nicht kommt, können Sie sich beschweren und Sie können es bemerken, falls das Produkt nicht ankommt – zumindest wenn Ihr Erinnerungsvermögen gut genug ist. Sie müssen dem Geschäft nicht völlig blind vertrauen weil Sie die Möglichkeit zum Überprüfen haben. Aber Wahlen können Sie nicht überprüfen.
Ich habe einmal eine Arbeit gesehen in der jemand ein theoretisches Wahlsystem beschrieb, das komplexe Mathematik nutzte, damit die Leute überprüfen konnten ob ihre Stimmen korrekt gezählt wurden obwohl ihre Stimmen gleichzeitig anonym waren. Sie konnten sogar überprüfen ob ungültige Stimmen gezählt wurden. Es war sehr aufregende, mächtige Mathematik, aber selbst wenn diese Mathematik richtig ist, bedeutet das nicht, dass dieses System in der Praxis akzeptabel wäre weil die problematischen Aspekte eines realen Systems möglicherweise jenseits der Mathematik liegen. Nehmen Sie zum Beispiel an, dass Sie mit Hilfe einer Zombie-Maschine über das Internet abstimmen. Sie könnte ihnen mitteilen, dass sie für Kandidat A abgestimmt haben obwohl Ihre Stimme Kandidat B zugerechnet wurde. Wer weiß ob Sie das je herausfinden würden? In der Praxis ist der einzige Weg herauszufinden ob diese Systeme funktionieren und ehrlich sind sie über Jahre, ja Dekaden zu testen und auf anderen Wegen zu überprüfen, was passiert ist.
Ich würde nicht wollen, dass mein Land Pionier in dieser Angelegenheit ist. Nutzen Sie also Papier zum Wählen! Stellen Sie sicher, dass es Stimmzettel gibt, die erneut gezählt werden können!
Nachtrag
Die Fernabstimmung per Internet bringt eine inhärente soziale Gefahr mit
sich, mit der Sie Ihr Vorgesetzter konfrontieren könnte: Ich
möchte, dass Sie für Kandidaten
Er muss natürlich nicht
laut auszusprechen, dass Sie entlassen werden könnten, wenn Sie dem nicht
entsprechen werden. Da diese Gefahr nicht auf einem technischen Fehler
beruht, kann man sie auch nicht beheben, indem man die Technologie in
Ordnung bringt.C
stimmen, und zwar vom Rechner in
meinem Büro, während ich Sie beobachte.
Der Krieg gegen das Teilen
Die nächste Bedrohung unserer Freiheit kommt vom Krieg gegen das Teilen.
Eine der fantastischen Vorteile digitaler Technologie ist es, dass sie es einfach macht Werke zu veröffentlichten und diese Kopien mit anderen zu teilen. Teilen ist gut und mit digitaler Technologie ist teilen einfach. Deswegen teilen Millionen von Leuten. Jene, die von ihrer Macht über die Veröffentlichung dieser Werke profitieren, wollen nicht, dass wir teilen. Und da es sich um Wirtschaftstreibende handelt, unterstützen Regierungen ihre Anliegen, denn sie haben ihre Bürger verraten und arbeiten gegen die Interessen ihrer Leute im Dienste des Imperiums von Megakonzernen.
Nun, das ist nicht gut. Und mit Hilfe dieser Regierungen führen diese Unternehmen einen Krieg gegen das Teilen und sie haben eine Reihe von grausam drakonischen Maßnahmen vorgeschlagen. Warum schlagen sie drakonische Maßnahmen vor? Weil nichts Geringeres eine Chance auf Erfolg hätte: Wenn etwas gut und einfach ist, machen es die Leute. Der einzige Weg sie daran zu hindern ist sehr fies zu sein. Natürlich ist das, was sie vorschlagen, fies, fies, und der nächste Vorschlag ist noch fieser. Also versuchten sie Jugendliche für hunderttausende Dollar zu verklagen – das war ziemlich fies. Und sie haben versucht unsere Technologie gegen uns zu wenden: Digitales Beschränkungsmanegement (DRM), was digitale Handschellen meint.
Allerdings gab es unter den Leuten auch clevere Programmierer und sie haben Wege gefunden diese Handschellen aufzubrechen. Zum Beispiel wurden DVDs so gestaltet, dass sie verschlüsselte Filme in einem geheimen Verschlüsselungsformat enthalten. Ziel war es die Filme nur mit proprietärer Software mit digitalen Handschellen entschlüsseln zu können. Sie waren gestaltet um die Nutzer zu beschränken. Ihre Methode hat für eine Zeit lang funktioniert. Dennoch fanden einige Leute in Europa die Verschlüsselung heraus und veröffentlichten ein freies Programm, das tatsächlich DVDs abspielen konnte.
Nun, die Filmkonzerne haben das nicht auf sich beruhen lassen. Sie gingen zum US-Kongress und kauften sich ein Gesetz, das diese Software illegal macht. Die Vereinigten Staaten erfanden die Zensur von Software 1998 mit dem „Digital Millennium Copyright Act“ (DCMA). Damit war die Verbreitung dieses freien Programms in den Vereinigten Staaten verboten. Unglücklicher Weise hörte das nicht in den Vereinigten Staaten auf. Die EU übernahm 2003 eine Richtlinie, die solche Gesetze erfordert. Die Richtlinie besagt nur, dass die kommerzielle Verbreitung verboten werden muss, aber praktisch jedes Land der EU hat ein gemeineres Gesetz erlassen. In Frankreich ist dank Sarkozy allein schon der Besitz einer Kopie dieses Programms kriminell und wird mit Haft bestraft. Ich glaube das wurde mit dem Gesetz „DADVSI“ realisiert. Ich vermute er dachte, dass Leute es nicht kritisieren können, wenn der Name unaussprechlich ist. [Gelächter im Publikum]
Nun kommen die Wahlen. Fragen Sie die Kandidaten der Parteien: „Werden Sie DADVSI aufheben?“ Und wenn nicht, unterstützen Sie sie nicht! Sie dürfen moralischen verlorenen Boden nicht für ewig aufgeben. Sie müssen kämpfen um ihn zurückzugewinnen.
Daher kämpfen wir immer noch gegen digitale Handschellen. Der Amazon „Swindle“ (Schwindel) hat digitale Handschellen um Lesern die traditionellen Freiheiten zu rauben – wie etwa das Buch jemanden anderen zu geben oder zu leihen. Das ist ein essenzielles soziales Verhalten. Das ist es, was Gemeinschaft unter Lesenden bildet: Bücher zu borgen. Amazon will Leute Bücher nicht kostenlos verborgen lassen. Und es ist auch nicht möglich ein Buch beispielsweise an einen Gebrauchtwarenladen zu verkaufen.
Für eine Zeit hat es so ausgesehen als wäre DRM aus der Musik verschwunden, aber jetzt wird es mit Streaming Diensten wie Spotify zurückgebracht. Diese Dienste funktionieren alle nur mit proprietären Client-Programmen damit den Nutzern digitale Handschellen angelegt werden können. Lehnen Sie sie also ab! Sie haben bereits sehr offen gezeigt, dass Sie ihnen nicht vertrauen können, denn zuerst sagten sie: „Sie können anhören, soviel sie wollen.“, und dann sagten sie: „Oh, nein, sie können lediglich eine bestimmte Anzahl von Stunden jedes Monat hören.“ Das Thema ist nicht ob eine bestimmte Änderung gut, schlecht oder ungerecht war, sondern dass sie die Macht haben jede beliebige Änderung durchzusetzen. Also geben Sie ihnen nicht diese Macht! Sie sollten Ihre eigene Kopie all jener Musik haben, die Sie hören wollen.
Und dann kam der nächste Angriff auf unsere Freiheit: HADOPI, grundsätzlich eine Bestrafung bei Beschuldigung. Es hat in Frankreich begonnen, aber wurde in viele andere Länder exportiert. Die Vereinigten Staaten fordern nun solch unrechte Richtlinien in ihren freien Verwertungsverträgen. Vor einigen Monaten hat Kolumbien so ein Gesetz per Weisung von seinen Führern in Washington erlassen. Selbstverständlich sind die in Washington nicht wirklich die legitimen Führer, aber sie sind diejenigen, die die Vereinigten Staaten für das Imperium kontrollieren. Sie sind jene, die auch Kolumbien für das Imperium dominieren.
Weil in Frankreich der Verfassungsschutz Einspruch gegen Bestrafungen ohne Gerichtsverhandlungen erhoben hat, wurde ein Verfahren eingeführt, das kein richtiges Verfahren ist, nur eine Art von Verfahren darstellt um vorzugeben, dass Leute eine Verhandlung hätten, bevor sie bestraft werden. Aber in anderen Ländern kümmern sie sich nicht einmal darum, dort gibt es direkt und explizit Bestrafung bei Beschuldigung. Das bedeutet dass sie bereit sind für ihren Kampf gegen das Teilen die Grundprinzipien der Rechtsprechung aufzugeben. Es zeigt wie absolut freiheitsfeindlich und ungerecht sie sind. Das sind keine rechtmäßigen Regierungen.
Und ich bin mir sicher, dass sie sich noch andere Fiesheiten ausdenken werden, denn sie werden bezahlt um die Menschen zu besiegen, koste es, was es wolle. Wann immer sie das machen behaupten sie, dass es für die Künstler wäre und dass sie die Rechte der „Schöpfer [zu Deutsch: Urheber] beschützen“ müssten. Das ist Propaganda. Ich bin überzeugt, dass der Grund warum sie den Begriff „Schöpfer“ so lieben der ist, dass er ein Vergleich mit einer Gottheit ist. Sie möchten, dass wir uns Künstler als Übermenschen vorstellen, die besondere Privilegien und Macht über uns verdienen. Damit bin ich nicht einverstanden.
Tatsächlich sind die einzigen Künstler, die wirklich von diesem System profitieren, die Superstars. Die anderen Künstler werden von den selben Unternehmen unterdrückt. Aber sie behandeln die Stars sehr gut, denn diese haben eine Menge Einfluss. Wenn ein Star damit droht zu einem anderen Unternehmen zu wechseln, antwortet das Unternehmen: „Gut, wir geben Dir, was Du willst.“ Aber allen anderen Künstlern sagen sie: „Du bist bedeutungslos. Wir können Dich behandeln, wie auch immer wir wollen."
Die Superstars sind von den Millionen Dollars oder Euros, die sie bekommen, derart korrumpiert, dass sie beinahe alles für noch mehr Geld tun würden. J. K. Rowling ist ein gutes Beispiel. Vor einigen Jahren ging J. K. Rowling in Kanada vor Gericht und erreichte ein Urteil, dass Leute, die ihr Buch gekauft haben, es nicht lesen dürfen. Sie hat also ein Urteil erhalten, dass Leuten verbietet ihre Bücher zu lesen.
Folgendes ist passiert: Ein Buchgeschäft stellte die Bücher bereits vor dem Tag aus, ab dem sie verkauft werden sollten. Leute kamen ins Geschäft und sagten: „Oh, ich möchte das haben!", sie kauften die Bücher und nahmen ihre Kopien mit. Dann bemerkte das Geschäft seinen Fehler und entfernte die Bücher wieder aus seiner Auslage. Aber Rowling wollte jede Verbreitung von Informationen über diese Bücher unterdrücken und ging daher vor Gericht, das diesen Leuten anordnete jene Bücher nicht zu lesen, die sie bereits besaßen.
Als Reaktion rufe ich zu einem totalen Boykott von Harry Potter auf. Aber ich sage nicht, dass Sie diese Bücher nicht lesen oder die Filme nicht sehen sollten, sondern ich sage, dass Sie diese Bücher nicht kaufen oder für die Filme bezahlen sollten. [Gelächter im Publikum] Ich überlasse es Rowling den Leuten zu sagen, dass sie ihre Bücher nicht lesen sollen. Meiner Meinung nach ist es ok, wenn Sie das Buch ausborgen und lesen. [Gelächter im Publikum] Geben Sie Ihr einfach kein Geld! Aber das passierte mit physischen Büchern. Das Gericht konnte dieses Urteil fällen, aber konnte die Bücher nicht von den Leuten zurückholen. Stellen Sie sich vor es wären elektronische Bücher gewesen! Stellen Sie sich vor das wären Bücher am „Swindle“ gewesen! Amazon hätte sie ferngesteuert löschen können.
Ich habe also nicht viel Respekt vor Superstars, die solchen Aufwand betreiben, um an mehr Geld zu kommen. Aber die meisten Künstler sind nicht so, denn sie bekommen niemals genug Geld, um dadurch korrumpiert werden zu können. Das gegenwärtige Urheberrechtssystem unterstützt die meisten Künstler sehr schlecht. Deshalb bin ich gegen das, was die Unternehmen – vermeintlich zum Wohle der Künstler – in ihrem Kampf gegen das Teilen fordern, aber ich möchte die Künstler besser unterstützen. Ich weiß ihre Arbeit zu schätzen und realisiere, dass wir sie unterstützen sollten, wenn wir möchten, dass sie mehr davon machen.
Kunst unterstützen
Ich habe zwei Vorschläge Künstler zu unterstützen, die mit dem Teilen von Inhalten vereinbar sind. Sie würden es uns erlauben den Krieg gegen das Teilen zu beenden und trotzdem Künstler zu unterstützen.
Eine Methode verwendet Steuergelder. Wir erhalten eine bestimmte Menge öffentlicher Gelder, um sie zwischen Künstlern zu verteilen. Doch wieviel sollte ein Künstler erhalten? Nun, wir müssen Beliebtheit messen. Das aktuelle System unterstützt Künstler vermeintlich gemäß ihrer Beliebtheit. Also sage ich, dass wir dabei bleiben können. Lasst uns das System gemäß der Beliebtheit fortführen! Wir können die Beliebtheit aller Künstler mit einer Art Umfrage oder Erhebung messen, damit wir keine Überwachung einsetzen müssen. Wir können die Anonymität der Leute schützen.
Wenn wir einen reinen Popularitätswert für jeden Künstler bekommen, wie übersetzen wir ihn in einen Geldwert? Der offensichtliche Weg ist es das Geld proportional zur Beliebtheit zu verteilen. Wenn also A tausendmal so beliebt wie B ist, bekommt A tausendmal soviel Geld wie B. Das ist keine effiziente Geldverteilung. Das bringt das Geld zu keiner guten Verwendung. Es ist leicht für Superstar A tausendmal so bekannt wie der einigermaßen erfolgreiche Künstler B zu sein. Wenn wir eine lineare Entsprechung nutzen, würden wir A tausendmal soviel Geld wie B geben. Das bedeutet, dass wir entweder A fürchterlich reich machen oder B nicht genügend unterstützen.
Das Geld, das wir verwenden um A schrecklich reich zu machen, hilft nicht dabei die Kunst zu unterstützen, also ist es ineffizient. Deswegen schlage ich vor die Kubikwurzel zu nutzen. Die Idee der Kubikwurzel sieht folgender Maßen aus: Wenn A tausendmal so bekannt wie B ist, bekommt er mit der Kubikwurzel zehnmal soviel wie B, nicht tausendmal soviel. Die Benutzung der Kubikwurzel verschiebt eine Menge des Geldes von Stars zu relativ erfolgreichen Künstlern. Und das bedeutet, dass wir mit einer wesentlich kleineren Summe eine deutlich größere Zahl von Künstlern angemessen unterstützen können.
Es gibt zwei Gründe warum dieses System weniger Geld als das gegenwärtige kosten würde. In erster Linie weil es Künstler und nicht Firmen unterstützen würde. Zweitens weil es Geld von den Stars hin zu weniger erfolgreichen Künstlern umverteilen würde. Es würde den Fall erhalten, dass größere Beliebtheit zu größeren Einnahmen führt. Star A würde immer noch mehr Geld als B bekommen, aber nicht astronomisch viel mehr.
Das ist eine Methode und weil sie nicht so viel Geld braucht, spielt es kaum eine Rolle woher es kommt. Es könnte von einer speziellen Steuer für Internetverbindungen kommen oder aus dem allgemeinen Budget kommen, das für diesen Zweck eingesetzt wird. Das würde uns nicht kümmern weil es deutlich weniger als das gegenwärtige System kosten würde.
Die andere Methode, die ich vorgeschlagen habe, sind freiwillige Zahlungen. Stellen Sie sich vor, dass jedes Abspielprogramm eine Schaltfläche hätte um einen Euro zu senden. Viele Menschen würden ihn senden, denn unterm Strich ist das nicht viel Geld. Ich denke viele von Ihnen würden die Schaltfläche jeden Tag drücken um Künstlern, deren Arbeit Sie mögen, einen Euro zu senden. Aber nichts würde das fordern, Sie würden nicht verpflichtet sein oder unter Druck gesetzt werden dieses Geld zu schicken. Sie würden es tun weil Ihnen danach wäre. Aber es würde auch einige Leute geben, die das nicht tun würden weil sie zu arm sind und es sich nicht leisten können eine Euro zu geben. Und es ist gut, dass sie nichts geben, denn wir müssen kein Geld aus armen Leuten pressen um Künstler zu fördern. Es gibt genügend nicht arme Leute, die das gerne geben werden. Warum geben Sie nicht schon heute Künstlern, deren Arbeit sie zu schätzen wissen, einen Euro? Es ist zu mühsam das zu tun. Daher ist es mein Vorschlag diese Mühsal zu entfernen. Wenn der einzige Nachteil daran einen Euro zu geben, der wäre, dass sie dann einen Euro weniger hätten, würden Sie das sehr oft tun.
Das sind also meine beiden Vorschläge wie Künstler unterstützt werden können während gleichzeitig das Teilen gefördert wird, denn Teilen ist gut. Lassen Sie uns den Krieg gegen das Teilen beenden und Gesetze wie DADVSI und HADOPI aufheben. Es sind nicht nur die Methoden bösartig, sondern auch ihr Zweck. Deswegen schlagen sie auch drakonische Maßnahmen vor. Sie versuchen etwas zu tun, das boshaft von Natur aus ist. Also lassen Sie uns Künstler auf andere Arten unterstützen!
Rechte im virtuellen Raum
Die letzte Bedrohung unserer Freiheit in einer digitalen Gesellschaft ist der Umstand, dass wir im virtuellen Raum kein zuverlässiges Recht haben um die üblichen Dinge zu tun. Wenn Sie in der physischen Welt bestimmte Meinungen und Blickwinkel haben und Menschen Kopien von Texten geben möchten, die diese Sichtweisen unterstützen, steht es Ihnen frei das zu tun. Sie können sogar einen Drucker kaufen um sie zu vervielfältigen. Es steht ihnen auch offen diese Kopien auf der Straße zu verteilen oder ein Geschäft zu mieten um sie dort zu verteilen. Wenn Sie Geld sammeln möchten um Ihr Anliegen zu unterstützen, können Sie eine Spendenbox verwenden und Leute können Geld einwerfen. Sie brauchen nicht die Zustimmung oder Unterstützung von jemanden anderen um diese Dinge tun zu können.
Aber im Internet brauchen Sie das. Wenn Sie zum Beispiel einen Text über das Internet verbreiten wollen, brauchen Sie Unternehmen, die Ihnen dabei helfen. Sie können das nicht allein machen. Wenn Sie beispielsweise eine Webseite haben wollen, brauchen Sie die Unterstützung eines ISPs oder eines Hosting-Unternehmens und Sie brauchen eine Registrierung für Ihre Domäne (Web-Adresse). Sie benötigen diese, damit Sie weiterhin tun können, was Sie tun wollen. Also können Sie das nur unter Duldung, aber nicht aus einem Rechtsanspruch heraus tun.
Wenn Sie Geld bekommen möchten, können Sie nicht einfach eine Spendenbox hinhalten. Sie brauchen die Kooperation eines Unternehmens, dass Zahlungen abwickelt. Und wir haben gesehen, dass dies alle unsere digitalen Aktivitäten verwundbar für Unterdrückung macht. Wir haben das gelernt als die Regierung der Vereinigten Staaten einen verteilten Dienstverweigerungsangriff (DDoS – distributed denial of service attac) gegen WikiLeaks unternahm. Ich scherze hier ein wenig weil die Phrase DDoS üblicher Weise auf eine andere Art Angriff verweist. Aber es passt perfekt zu dem, was die Vereinigten Staaten taten. Die vereinigten Staaten wandten sich an verschiedene Arten von Netzwerkdiensten, von denen WikiLeaks abhing, und verlangte von ihnen den Service für Wikileaks einzustellen. Und sie taten es.
WikiLeaks hatte beispielsweise einen virtuellen Amazon-Server gemietet und die US-Regierung verlangte von Amazon: „Beenden Sie den Service für WikiLeaks“. Und Amazon leistete dem willkürlich Folge. Weiterhin hatte Amazon bestimmte Domänennamen wie wikileaks.org und die US-Regierung versuchte alle Domänen abzudrehen. Aber das ist nicht gelungen weil einige außerhalb ihres Einflussbereichs lagen und nicht abgedreht wurden.
Und es gab auch die Unternehmen, die Zahlungen abwickeln. Die Vereinigten Staaten wandten sich an PayPal un verlangten: „Beenden Sie den Transfer von Geld an WikiLeaks oder wir werden Ihnen Probleme machen.“ Und PayPal ließ keine Zahlungen an Wikileaks mehr zu. Danach wandten Sie sich an Visa und Mastercard und veranlasste auch sie Zahlungen an WikiLeaks zu unterbinden. Andere begannen Geld für WikiLeaks zu sammeln und Ihre Kontos wurden ebenfalls abgedreht. Aber in diesem Fall kann vielleicht etwas getan werden. Es gibt ein Unternehmen in Island, das damit begonnen hat Geld für Wikileaks zu sammeln. Daher haben Visa und Mastercard dessen Konto gesperrt. Es konnte ebenfalls kein Geld mehr von seinen Kunden erhalten. Nun hat dieses Unternehmen Visa und Mastercard nach Europäischem Gesetz verklagt weil Visa und Mastercard zusammen nahezu ein Monopol haben. Es ist ihnen nicht erlaubt willkürlich den Dienst für irgendjemanden einzustellen.
Nun folgt ein Beispiel wie alle Arten von Diensten laufen sollten, die wir im Internet nutzen. Wenn Sie ein Geschäft mieten würden um Stellungnahmen über Ihre Meinungen oder irgendwelche anderen Informationen zu verbreiten, die sie legal verbreiten dürfen, dürfte Sie der Vermieter nicht hinauswerfen weil er nicht leiden kann, was Sie von sich geben. So lange Sie ihre Miete bezahlen haben Sie das Recht bis zum Ende des mit dem Vermieter vertraglich vereinbarten Zeitraums in dem Geschäft weiterzumachen. Sie haben also einige Rechte, die Sie einfordern können. Auch Ihre Telefonverbindung darf nicht getrennt werden weil die Telefonfirma nicht mag, was Sie sagen oder weil eine mächtige Institution nicht leiden kann, was Sie sagen und die Telefonfirma bedroht. Nein! So lange Sie die Rechnungen bezahlen und bestimmte grundlegende Regeln einhalten, dürfen Sie Ihre Leitung nicht abdrehen. So ist es, wenn Sie manche Rechte haben!
Nun, wenn wir unsere Aktivitäten von der physischen in die virtuelle Welt verlegen, haben wir entweder die selben Rechte in dieser virtuellen Welt oder wir haben Rechte verloren. Die prekäre Situation unserer Internetaktivitäten ist also die letzte Gefährdung, die ich erwähnen wollte.
Nun möchte ich darauf hinweisen, dass Sie weitere Informationen über Freie Software auf GNU.org und ebenso auf FSF.org, dem Webauftritt der Free Software Foundation, finden können. Sie können dort beispielsweise viele Möglichkeiten finden, wie Sie uns helfen können. Sie können über den Auftritt ebenso ein Mitglied der Free Software Foundation werden. […] Es gibt auch die Free Software Foundation Europe FSFE.org. Sie können der FSFE ebenso beitreten […]
Fußnote
- Ab Ende 2017 sind die Patente zum Abspielen von MP3-Dateien angeblich erloschen.